Gesunda (1)

Vermutlich wären wir achtlos vorbei gefahren.

Wenn uns unsere Stellplatz-App den Ort neben der alten Kirche von Gesunda nicht als „super, unkompliziert und nett“ beschrieben hätte.

Gesunda. Klingt doch vielversprechend, oder? Nach diesen Tagen in Uppsala… 

 

Auf einem Zettel an der Veranda heißt es, wir könnten mit Swish bezahlen (dafür braucht man ein schwedisches Konto) oder in bar.

Müßten aber jemanden anrufen, der dann kassieren kommt. Vier Telefonnummern stehen zur Auswahl.

Wir wählen die erste und lernen Conny Mats kennen.

Fast 80 (sagt er). Kaum noch Haare auf dem Kopf, runde getönte Brille, weißer Schnauzbart, goldener Ohrring. 

Wir geben ihm 200 Kronen, er uns den Code für den Servicebereich, der in der alten Schule untergebracht ist.

300.000 hätten sie investiert, in Duschen und neue Klos, erzählt Conny.

Bitte Schuhe ausziehen, steht auf einem Schild am Eingang.

 

Conny Mats ist in Stockholm aufgewachsen. 

Lebt jetzt seit 45 Jahren in Gesunda. Seine Frau kommt von hier. 

Und wegen der 6 Kinder sei das eine gute Entscheidung gewesen, sagt er. 

Das mit Stockholm ist ihm aber auch sehr wichtig. 

Denn manchmal zieht es ihn dorthin zurück. Er trinkt dann mit seinen „Old Friends“ ein Bier. 

Auch das scheint ihm sehr wichtig zu sein. Er erzählt es, ohne, daß wir ihn danach fragen.

 

Gesunda, ein kleine Siedlung am Ufer des Siljansees, 300 Kilometer von Stockholm entfernt.

300 Einwohner, ein paar rote Schwedenhäuser links und rechts der Straße. Alles sehr liebevoll gepflegt.

Etwas erhöht eine kleine Kapelle, daneben die alte Schule mit dem Servicebereich. Und noch viel mehr, wie wir feststellen.

Conny Mats führt uns an Klos und Dusche vorbei in einen großen Raum, der ein bißchen so aussieht wie ein Wohnzimmer aus den 70er Jahren.

Im Dunklen dahinter ein Theatersaal mit einer kleinen Bühne. Daneben die Küche. Die Schränke sind voller Porzellan und Gläser (allein 68 für Schnaps), Knäckebrot hängt von der Decke, in den Schubladen Tischdecken, Servietten, wir sehen auch Kekse und Gebäck.

Uns wird bewußt, daß die Einheimischen die alte Schule auch als Treffpunkt nutzen.

Wir sind im im Herzen dieser kleinen Gemeinschaft gelandet. Die Menschen feiern hier, sie  tanzen, spielen Theater. 

Und sie teilen das alles völlig selbstverständlich und vertrauensvoll mit ihren „Campinggästen“.

Wir sind gerührt und fühlen uns so wohl, daß wir entscheiden, noch eine 2. Nacht zu bleiben. 

 

Aber nicht alles in Gesunda ist so idyllisch, wie wir am nächsten Tag erfahren werden….

Kommentar schreiben

Kommentare: 0