Gesunda (2)

Wandern in Gesunda

Fahrradfahren können wir ja nicht mehr (…und wir akzeptieren das allmählich…)

Hinter der alten Schule erhebt sich etwas träge der Gesundaberget, 503 Meter hoch. 

Aber immerhin Skiresort (!) seit 1958. 

 

Bei dem Namen Gesundaberget kann es nicht so schlecht sein, da mal hochzusteigen, denken wir uns.

Und verlaufen uns schon nach 400 Metern. 

Die Beschilderung ist praktisch „handgebastelt“ und nicht ganz so exakt, wie wir das im Schwarzwald gewöhnt sind.

Der Verein, der sich so so liebevoll um die alte Schule kümmert, pflegt auch die Wanderwege mit derselben Hingabe.

Aber eben nicht ganz so exakt. Verziehen…

Aus 2 Stunden Wanderung werden 4 Stunden Bergtour. 

 

Durch ein Skiresort, das offenbar vor die Hunde geht.

Ein lost place. Bedrückend. Als hätte man es urplötzlich vergessen. 

Die Pistenwalzen, die Sessellifte, Restaurants und Appartementhäuser…

Überall liegt oder steht irgendwas rum, kaputt, verrostet, aufgegeben, verlassen, wächst zu.

Etwas irritiert kehren wir zur alten Schule zurück und entscheiden noch eine Nacht zu bleiben.

Müssen wieder bar bezahlen. Jemanden anrufen, der kassieren kommt. 

Conny geht nicht ans Telefon. 

Wir wählen die zweite Nummer auf der Liste und lernen Per Löfgren kennen.

 

Per schaut auf unser Autokennzeichen.

„Aah“, sagt er „FR“… Frankfurt. 

„Nein, Freiburg“, sage ich

„Aah Freiburg“, sagt Per

„Kennst Du Freiburg?“

„Ja, ich glaube.“

„Warst Du schon dort?“

„Ja, wahrscheinlich. 

Ich war schon über all auf der Welt“ 

Er hält den Daumen hoch, um zu zeigen, daß er per Anhalter gefahren ist. 

 

Per Löfgren, 71.

In der Lokalpolitik aktiv. Vermutlich Sozialdemokraten.

Den aktuellen Rechtsruck in Schweden findet er nicht gut.

Wegen der ganzen Schießereien in den Städten, sagt er. Die Leute haben Angst.

Dabei, sagt Per, sterben in Schweden mehr Frauen durch häusliche Gewalt als Menschen bei Schießereien.

Aber das kümmert niemanden.

Per ist wie Conny in Stockholm geboren. 

Aber anders als Conny möchte er dorthin nicht mehr zurück.

Die Großstadt hat ihn mürbe gemacht. 

 

„Und das Skigebiet?

Was ist da los?“

Ein wunder Punkt.

So ein Typ hat das damals gekauft, erzählt Per und man spürt den Groll in seiner Stimme. 

"Geschäftsmann, ist als großer Gönner aufgetreten. Wollte viel investieren." 

Die Menschen in Gesunda haben ihm geglaubt.

Dann hat er die Löhne nicht mehr bezahlt, investiert hat er auch nicht. 

Stattdessen die Ferienwohnungen an Flüchtlinge vermietet, weil die mehr Geld bringen. 

Seit 2 Jahren stehen die Lifte still.

"Niemand mehr da, der sich kümmert", sagt Per.

 

Es hat angefangen zu regnen.

Conny kommt dazu und erzählt, der Typ sei abgetaucht. Irgendwo auf Kreta, heißt es.

„Muß sich verstecken. Die Leute wollen ihr Geld. Uns hat er im Stich gelassen“ 

Per verabschiedet sich. Ihm ist kalt. „Brauch ne Dusche“, sagt er. 

Conny schimpft noch weiter. 

Für die Region sei das eine Katastrophe. So viele Jobs gibt es hier nicht. 

Ob es jemals weitergeht?

„Weiß nicht,“ sagt Conny. 

„In diesem Winter sicher nicht. Dafür ist es zu spät.“

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Kommentare: 1
  • #1

    Famille Demarcq (Sonntag, 02 Oktober 2022 16:28)

    Je pensais qu'il n'y avait que chez nous que ce type d'aberration pouvait arriver, mais je vois que c'est partout pareil. Quelle tristesse