Der älteste Einzelbaum der Welt. Den stellt man sich wahrlich nicht SO vor.
Da erwartet man eher einen imposanten Mammutbaum, wie man ihn von Nordamerika her kennt.
Oder eine riesige Eiche mit einem dicken Stamm und einer mächtigen Krone.
Was hier vor uns steht, ist aber eine unscheinbare, knappe fünf Meter hohe, magere und etwas verkrüppelte Fichte.
Old Tjikko.
Was für ein Name auch! Für einen Baum!
Aber wir wissen, wie alles zusammenhängt.
Old Tjikko - so hieß der Hund der Wissenschaftler, die damals die Fichte als ältesten Baum der Welt identifizierten.
9.500 Jahre!
Und somit deutlich älter als der Hund!
Es ist das Wurzelwerk, das so alt ist. Es hat bereits die letzte Eiszeit miterlebt! Das ist kaum vorstellbar, oder?
Immer wieder haben sich aus dem Wurzelstock neue Stämme entwickelt.
Der jetzt sichtbare vor etwa 600 Jahren.
Ein Prozess permanenter Erneuerung! Unglaublich!
Wir wählen einen anderen Rückweg.
In einem weiten Bogen laufen wir über das herbstliche Hochplateau.
Wir überqueren den Fluss, der sich später 125 m in die Tiefe stürzen wird.
Über Jahrtausende hat die Kraft seines Wassers einen riesigen Riss in die Landschaft gegraben.
Überall stehen Schilder, die vor dem Abgrund warnen.
Über endloses Geröll kraxeln wir den Hang hinab bis in die Ebene.
Ein wunderbarer Bohlenweg führt uns durch das Hochmoor, das wir morgens durch die Scheibe des Naturums in der Ferne hatten liegen sehen.
Wisst Ihr, wie Moor riecht? Sooo würzig!
Dazu dieses Licht - magic hour - goldenes Licht!
Die Farben sind noch intensiver und wärmer als am Vormittag.
Noch einmal locken uns die Heidelbeeren.
Ein letztes Glas füllen, solange man sie noch essen kann.
Plötzlich Geflatter im Baum über uns.
Ein Siberian Jay, erklärt uns der Fotograf aus Norwegen, der schon seit Stunden auf der Bank ausharrt, mit der Kamera und einem riesigen Objektiv in Flecktarn.
Auf deutsch Unglückshäher. Er ist das Wappentier des Fujufjället und wir haben schon von ihm gehört.
Auch dass er sehr zutraulich, fast aufdringlich ist und den Wanderern zuweilen aus der Hand frisst.
Wir haben aber leider offensichtlich nicht das Richtige für seinen Geschmack dabei.
Heidelbeeren - wie langweilig - sind sein "täglich Brot".
Aber der Salami der jungen Wanderin kann er nicht widerstehen ... und auch seine "Kumpels" nicht.
Jetzt sind sie schon zu viert!
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Terri (Sonntag, 02 Oktober 2022 22:21)
Mensch, ihr Beiden,
Außer traumhafte Fotos bekommen wir auch noch einen Einblick in schwedische Biologie und Geographie und Kultur… wie schön durch euch und mit euch etwas mehr von der Welt zu sehen und zu wissen……Danke für das Teilen !