
"Stand up… It’s only the pain. Stand up…!"
Sie kniete direkt neben mir, aber ihre Wort erreichten mich nur leise, so, als wäre da ein dicker, schwerer Vorhang zwischen uns. Ein Vorhang aus Schmerzen, die mich rasend machten.
Ich hatte mich seitlich aus dem Bett gerollt und sollte jetzt aufstehen. Anders würde ich nicht in den Rettungswagen kommen. Das hatte mir die Sanitäterin sehr unmißverständlich klar gemacht. Für die Trage war der Weg in unser Schlafzimmer zu eng, die Treppe viel zu steil. Und ich hatte keine Wahl, ich mußte unbedingt in diesen Wagen.
Als ich versuchte, mich aufzurichten, tobte der Schmerz in meinem Rücken. Schoß über die rechte Hüfte bis hinunter in Zehenspitzen. Und den ganzen Weg wieder zurück. Hin und her, vor und wieder zurück.
Ich spürte, wie mich ein paar Hände von hinten stützten, und mir langsam hoch halfen.
It´s only the pain. Nur der Schmerz… Jeremy hielt mich fest, während mir die Sanitäterin die Krücken in die Hand drückte.
Ich war schweißgebadet, atmete durch. Jetzt mußte ich nur noch durch die Küche und dann die Treppe hinunter…
Ich will Euch die weiteren Details ersparen. Aber als ich dann etwa eine halbe Stunde später endlich auf der Trage vor dem Haus lag, spürte ich Regen auf meinem Gesicht. Er fühlte sich so unglaublich leicht an…
LW5/S1, Prolapse of the disc. Auf deutsch Bandscheibenvorfall. Medizinisch wohl nicht der schlimmste, weil die Scheibe „nur“ auf den Ischias drückt. Wesentliche Funktionen des Körpers sind bislang nicht beeinträchtigt. Aber der längste aller Nerven verursacht höllische Schmerzen.
Für einen Notfall (und gleich ab in die Klink) hat das nicht gereicht.
Folglich lag ich auch in 2 Krankenwagen. Erst auf dem Weg zu einer kleinen Ambulanz 15 Kilometer entfernt.
(Wo man dann festgestellt hat, daß ich in die Klinik muß).
Dann nochmal auf dem Weg ins Krankenhaus 50 Kilometer weiter.
Da liegt man dann festgeschnallt und verkabelt auf der Bahre und neben Dir sitzt die Rettungssanitäterin mit fürsorglichem Blick und überwacht jede deiner Bewegungen. Wir kamen ins Gespräch.
Die erste hieß Heidi und hatte mir in Huser Gard aus dem Bett geholfen.
Sie erzählte, daß ihr Job, der schönste sei, den man sich vorstellen kann.
„But do the people in Norway respect what you are doing?“
„No, not always. Violence und aggression against rescue workers is increasing.“
„Really. Even here in Norway?“
„Yes. It’s getting more difficult.“
Trotzdem ließ sie keinen Zweifel daran, daß sie jemals etwas anderes machen möchte.
Sie lebt davon. Ist eine professional paramedic.
Die Frau aus dem zweiten Rettungswagen macht das ehrenamtlich
Britt-Ellen.
"It’s my hobby. My passion. I do this for fun"
Unglaublich.
Britt-Ellen hat mir dann noch erzählt, daß sie von einer kleinen Insel stammt, nicht weit von Spitzbergen entfernt.
Und während der Krankenwagen mit Tempo 110 über die Autobahn „raste“, schwärmte sie von der wundervollen Polarnacht dort oben.
Und wie herrlich (!) das sei, wenn die Sonne 4 Monate lang (!!) nicht (!!!) aufgeht.
Wie es mir geht?
Ich kriege Opium. Also Schmerzmittel mit Opioiden.
Der Arzt ist ein Scherzkeks. Ich soll nicht Autofahren, hat er gesagt.
Aber die Medikamente wirken. Und ich habe einen Rollator. Macht mich zwar älter aber tut mir gut. Kann inzwischen schon wieder ein Stückchen gehen.
Geschlafen habe ich bis um 3. Dann hat der Norweger neben mir angefangen, fürchterlich zu grunzen.
Er leidet offenbar unter Schnafapnoe. Habe eben erfahren, daß er heute nach Hause geht.
Alles wird besser.
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Franz (Freitag, 02 Dezember 2022 11:13)
Gute Besserung!
Famille DEMARCQ (Samstag, 03 Dezember 2022 09:32)
"Aïe" est le seul mot qui nous vient à l'esprit, car nous savons que tu dois souffrir le martyr.
Quelle malchance. Nous espérons que tu vas pouvoir être soulagé rapidement.
Tu vas devoir te reposer vraiment. Plein de courage .
Peter D. (Sonntag, 04 Dezember 2022 15:56)
Hallo Christoph,
das tut mir so leid.
Ich wünsche Dir gute Besserung und noch viele einfachere Gelegenheiten nette Menschen kennen zu lernen.
Christian und Martina (Samstag, 10 Dezember 2022 23:23)
Liebe Thea, lieber Christoph,
Ihr habt soviel geschafft, auch das schafft ihr. Du wirst deine Nordlichter sehen, ich freue mich schon über die tollen Bilder. Gib deinem Körper die nötige Ruhe und mach etwas für die Rückenmuskulatur. Solche klugen Ratschläge wirst du schon viele bekommen haben. Ich wünsche euch einfach nur alles Gute und bleibt positiv.
LG Christian und Martina