P-618

P-618, besser bekannt als Baker-Miller-Pink.

Benannt nach den beiden Direktoren einer Besserungsanstalt in Seattle. Die hatten nämlich den Mut, einige Ihrer Gefängniszellen Rosa streichen zu lassen.

Sie wollten sehen, welche Wirkung die Farbe hat. Tatsächlich habe es danach kein feindseliges Verhalten mehr unter den Gefangenen gegeben, heißt es.

Eine Studie kam sogar zu dem Ergebnis, daß nur 15 Minuten Rosa ausreichen, um gewalttätiges und aggressives Verhalten spürbar zu reduzieren. 

Das war 1979.

Warum ich das erzähle? Weil ich an die Macht der Farben glaube. 

Und weil wir jetzt im Januar 2023, nachmittags um 15.50, kurz nach Sonnenuntergang auf einer norwegischen Hochebene stehen

und der Himmel um uns herum ist …rosa. Baker-Miller-Pink.

Und ja, es hat eine Wirkung auf uns. Es flasht, ist wie nicht von dieser Welt. Irgendwie unwirklich, fast ein wenig kitschig. Wir sind das so nicht gewöhnt.

Nicht in dieser Umgebung. Aber die Natur kümmert sich nicht um unsere Gewohnheiten. Sie macht, was sie will, inszeniert ihr ganz eigenes Spektakel.

Ich hätte aufschreiben sollen, was wir empfinden.

Die Augen sehen und senden fasziniert Signale aber der Verstand kommt da nicht so schnell mit. Weil er das, was da gerade passiert, nicht einordnen kann.

Es paßt in keine seiner vertrauten Sonnenuntergangsschubladen. 

Für Minuten sind wir wie benommen, irgendwie eingelullt. Benebelt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dann holt die Kälte uns zurück.

Vertreibt uns von diesem Ort. Ohne Sinn für diesen magischen Augenblick.