Røros

Unser Weg führte schnurgerade den Berg hinauf. Rechts und links säumten bunte Holzhäuser den Straßenrand.

Man konnte sehen, daß sie alt waren. Man konnte es spüren. 

Es machte Spaß in Winkel und Ecken zu schauen, in Hinterhöfe und in schmale Gassen zu spähen. 

Das einzige, was die schöne Stimmung etwas schmälerte, waren die Autos, die vor den bunten Häusern parkten.

Es hätten Pferdefuhrwerke sein sollen…

 

Auf unserer Fahrt zum Atlantik haben wir einen Abstecher nach Røros gemacht. 

Eine kleine Bergbaustadt, etwa 150 Kilometer von Trondheim entfernt. Seit Mitte des 17.Jahrhunderts ist hier Kupfererz abgebaut worden. Und weil so viel von damals noch erhalten ist, wurde die Stadt 1980 in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen. Und hey. Sie hat es echt verdient.

Man kann sich gut vorstellen, wie sich die Menschen hier über Jahrhunderte tief in den Berg gegraben haben.

Wie unendlich mühsam und entbehrungsreich ihre Arbeit gewesen sein muß. Und ihr Leben.

Im Hintergrund der alten Häuser ragen große Abraumhalden in die Höhe, die jetzt im Winter und in der blauen Abendstimmung ein bißchen an die karge Landschaft in der Arktis erinnern. Die ganze Szenerie wirkt irgendwie surreal, wie eine Filmkulisse, bei der etwas übertrieben wurde mit der Darstellung.

Aber in Røros ist alles echt. Nur 5 der Häuser im Stadtkern sind gemauert. Alles andere ist aus Holz. Original. Nix Kulisse.

Und das macht diesen Ort so besonders. 

Die Phantasie hat hier leichtes Spiel. Wenn nur die Autos nicht wären. 

Sogar ein großer LKW quälte sich die pitoreske Straße hinunter. Gleich nach der Müllabfuhr. 

An dieser Stelle endete jäh unsere gedankliche Reise in die Vergangenheit. 

Die Stadt ist ja auch nicht konserviert. Sie lebt weiter, auch nach Ende des Bergbaus 1977. 

Nicht mehr vom Kupfer aber immer noch von der Industrie. Und vom Tourismus natürlich. 

Es gibt jede Mengen Boutiken, Geschäfte, Hotels und Restaurants, die wir uns auf dieser Reise nicht leisten können. 

Und es gibt diese wunderbaren Tretschlitten, auf denen hier alle unterwegs sind. 

Was den Leute in Bergen ihr Regenschirm ist, ist den Menschen in Røros ihr Tretschlitten.

Sie gehen damit zum Einkaufen, fahren zum Bahnhof, zur Arbeit, kommen von der Schule. Schlitteln in die Kneipe. Tretschlitten prägen im Winter so selbstverständlich das  Stadtbild, daß jeder Fußgänger unfreiwillig sofort als Tourist auffällt. 

P.S: 

Parken funktioniert in Norwegen übrigens ganz wunderbar mit dem Smartphone. 

Einfach App runterladen, das Fahrzeug registrieren, fertig. 

Man sollte allerdings darauf achten, das Kennzeichen richtig einzugeben.

Ich hatte die Minna mit FR-XY registriert. Und nicht mit FR-YK. Deshalb wurde unser Aufenthalt in Røros unfreiwillig etwas teurer.

Als wir von unserem Stadtbummel zurückkamen, hing ein langer gelber Strafzettel an der Windschutzscheibe.

Der Parkagent 001 (kein Scherz) hatte die Parkzeit der Minna nicht im Computer gefunden. Das bedeutet 660 NOKs Strafe, umgerechnet 66 Euro.

Ich habe schriftlich Widerspruch eingelegt und um Gnade gebeten. Waren doch nur 2 falsche Buchstaben!

Keine Chance. Das Røros Parkering AS blieb bürokratisch deutsch. 

Und wenn man jetzt noch die Gebühr der Bank für die Überweisung in Höhe von 40 Euro hinzurechnet…

...hätten wir auch ins Restaurant gehen können.

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Kommentare: 2
  • #1

    Heinz (Montag, 13 März 2023 11:34)

    Was für ein faszinierender Ort

  • #2

    Hélène DEMARCQ (Sonntag, 19 März 2023 10:43)

    Même au milieu de la poésie environnementale, la cruelle réalité administrative nous poursuit ...damned !
    Je suis contente de vous imaginer dans un décor aussi merveilleux cependant.