Wir sind unterwegs auf dem Kystriksveien Fv17 entlang der Helgelandsküste.
650 km lang von Steinkjer (Trøndelag) nach Bodø (Nordland) inklusive sechs mal Übersetzen mit der Fähre.
Laut National Geographic eine der 101 schönsten Straßen der Welt.
Umwerfende Ausblicke auf atemberaubende Landschaften mit Inseln, Schären und Holmen, beeindruckenden Bergformationen, traumhaften Stränden, idyllischen Fischerdörfern….
So gelesen bei "Visit Norway" und verinnerlicht.
Es regnet Schnüre.
Die Scheibenwischer fuchteln hektisch hin und her, knarzen nervig im immer gleichen Rhythmus,
hinterlassen Schlieren, verwischen die Sicht.
Stehen sie still, laufen die Regentropfen auf der Scheibe um die Wette,
unaufhörlich, von oben nach unten, immerfort.
Laufen im Nu zu kleinen Flüssen zusammen, verästeln sich,
bevor sie schließlich im Schlitz der Kühlerhaube verschwinden.
Neue kommen …Dazu Trommelwirbel - an- und wieder abschwellend.
Der Blick durch die Scheibe auf eine verwässerte Kulisse ohne Kanten noch Kontur.
Die Straße liegt vor uns wie ein ausgerollter Teppich, ein grauer Teppich,
einer, der ins Ungewisse führt - scheinbar.
Himmel und Horizont verschmelzen zu einem faden Einerlei.
Sicher ist aber, er führt gen Norden.
Hin und wieder Lichter - entgegenkommend.
Andere Menschen sind auch unterwegs, sitzen auch in ihren Autos,
rauschen wie wir vorbei an trostlosen Höfen, struppigen Birkenwäldchen, erschöpften Wiesen, traurigen Buchten und einsamen Stränden … teilen die Tristesse. Irgendwie ein Trost!
Draußen schwimmen Inseln, Schären, Holme müde im Meer.
Nur scheinbar verlassen.
Auf dem kleinsten Eiland dann doch ein paar Häuser,
geduckt am finsteren Hang, knapp oberhalb der Wasserlinie.
Die idyllischen Fischerdörfer?
Unglaublich, wer da leben kann und mag.
Riesige aus dem Nichts auftauchende und ins Nichts hineinragende Bergformationen flankieren unsere Route. Oder stellen sich uns unvermittelt in den Weg: kolossal, düster, irgendwie bedrohlich.
Öffnen sich im letzten Moment.
Dann plötzlich Ruhe. Wohltuende Prasselpause.
Wir rauschen mitten durch den Felsen, ein bisschen Lightshow an der Decke, ansonsten alles grau.
Werden schließlich wieder ausspuckt.
Das „Licht am Ende des Tunnels“ fällt dann doch viel schwächer aus als erhofft.
Zuweilen endet eine Straße ganz abrupt. Wasserkante.
Wo ist die Fähre?
Es kommt vor, dass sie schon auf uns wartet, mit weit aufgesperrtem Maul.
Meist aber warten wir auf sie.
Stehen Schlange mit ein paar Unbekannten, die auch hinüber wollen.
Wer sind sie wohl? Woher kommen und wohin wollen sie bei diesem Wetter?
Während die Augen durch den Vorhang aus Regenfäden auf’s Meer starren, wabern die Gedanken.
Schließlich kommt das Boot. Bringt uns über dunkle Gewässer zu neuen Ufern, die jedoch nichts Neues bringen. Es gießt auch hier!
So abgeturnt fliehen wir!
Lassen die Küste hinter uns. Wollen auf der E 6 unser Glück versuchen.
Was für eine Schnapsidee!
Autobahntristesse im Hinterland. Schlimmer geht immer!
Nach 150 km Umweg kehren wir zurück.
Reuig. Üben uns in Akzeptanz.
Weiter geht‘s gen Norden.
Jetzt kann der Himmel auch anders.
Aus Regen wird Schnee oder irgendwas dazwischen.
Ein unschlüssiges Hin und Her.
Matschig, kalt und unwirtlich - dazu noch Wind, der gerne auch mal peitscht.
Ein Zustand, der einfach nicht zum Rausgehen einlädt.
Vom vielen Fahren ist man eingelullt, passiv und träge.
Aber sitzen bleiben, fühlt sich auch schal an.
Dabei gäbe es so viel zu sehen!
Ein unschlüssiges Hin und Her.
Der Blick auf Yr. No.
Yr irr nie! Auch heute nicht - leider!
Es bleibt dabei: "Heavy Rain throughout the day and (was noch schlimmer ist) t o m o r r o w."
Wir fahren weiter. Was sollen wir sonst auch anderes tun?
Es dämmert schon.
Allmählich Zeit, sich umzuschauen, nach einem Plätzchen für die Nacht. Uff!
Am Ende ist man froh über die Kürze des Tages und die hereinbrechende Dunkelheit, die dem freudlosen Anblick ein Ende bereitet.
Was noch gesagt werden muss:
Nach drei Tagen hörte der Regen schließlich auf.
Bodø war nicht mehr weit.
Die wenigen Wolkenlöcher reichten, um zu erahnen, wie die Landschaft wohl bei mehr Licht, gar Sonne aussehen würde.
Wunderbar, atemberaubend, überwältigend …
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