Roadtrip to Lofoten

Wir wußten, daß der Weg zu den Lofoten lang sein würde. 

Noch länger, wenn man an der Küste entlang fährt.

Aber wir hatten ja Zeit. Wollten endlich mal wieder in der Minna reisen. 

Nachts in der gemütlichen Koje liegen, Vanlife genießen.

Eigentlich hätte ich gern so eine Art „Roadmovie“ geschrieben. Aber mir ist klar geworden, daß ich unmöglich allen Eindrücken unterwegs in einem Artikel gerecht werden kann. Deswegen schreibe ich jetzt über die Menschen, denen wir unterwegs begegnet sind.

 

Jon Olav/Høgkjølen Fjellcamp

 

Er war für uns Lichtblick im wahrsten Sinne des Wortes, nach einer langen Fahrt durch Schneetreiben und Dunkelheit. 

Sein Campingplatz war geöffnet, alle anderen auf der Strecke nicht. Und die Parkplätze am Straßenrand waren nicht geräumt. Wir wußten nicht wohin. 

Jon Olav begrüßte uns auf deutsch. Mit Schweizer Akzent. 

Er sprang sofort auf seinen Trekker und fräste uns einen wunderbaren Stellplatz in den tiefen Schnee. Am nächsten Tag hat er dann für uns auch noch die Loipe hinterm Campingplatz gespurt. Wir blieben 2 Nächte. Ein toller Mensch mit lieben, gutmütigen Augen. 

Und viel Interesse für unsere Reise. 

Kato/Bardalcamping

 

Kato lernten wir 4 Tage später kennen. Was für ein Typ. Wir waren die einzigen Gäste auf seinem Campingplatz und mußten dringend duschen. Alles war herrlich unkompliziert. Wir haben viel gelacht. Und dann hat uns Kato vom Sturm erzählt, der über die Lofoten hinweggefegt war. 

Eine von diesen schicken Fertighütten hat es mitten in der Nacht aus dem Sockel gerissen und ins Meer geweht. Das Problem - es waren vier Urlauber aus Frankreich drin. Sie haben es überlebt. Für uns war das ein erster Vorgeschmack auf das, was uns auf den Lofoten erwarten würde. 

Jens/Fähre Ågskaret-Forøy

 

Wir hatten nur 10 Minuten mit Jens. So lange dauert die Überfahrt von Ågskaret nach Farøy. 

Eine von insgesamt 8 Fähren auf unserem Weg zu den Lofoten. Jens ist 65 und eigentlich schon im Ruhestand. Und eigentlich wollte Jens jetzt mit seinem Wohnmobil unterwegs durch Europa sein. Aber dann hat ihn die Fährgesellschaft angerufen und gefragt, ob er nicht für sie arbeiten möchte. Und jetzt, sagt er, arbeitet er 130 Prozent. Kontrolliert die Fahrzeuge, schaut, daß die Fähre richtig anlegt. Er war uns auf Anhieb sympathisch und ziemlich authentisch.

Und, Jens hat uns einen wunderbaren Tip gegeben. Wir sollten unbedingt einen Abstecher auf die Halbinsel Kjerringøy machen. Das sei das wahre Paradies. Wir waren dort. Und er hatte so recht.

Solbjørg/Matkroken Storviksanden

 

Solbjørg ist Kassiererin im Matkroken. Das ist ein kleiner Supermarkt mitten an der Helgelandskysten. Wir kamen mit ihr ins Gespräch, weil wir Weihnachtsbier gekauft haben. Das war im Angebot. 

Solbjørg ist in dieser Landschaft oberhalb des Polarkreises aufgewachsen. Zwischen schroffen Bergen und rauem Atlantik.

Auf die Frage, wie sie mit dem Winter zurechtkommt, mit dem Wetter und der Dunkelheit, sagte sie, daß sie diese Jahreszeit genießt. Weil es dann zuhause besonders gemütlich ist. 

Sie mag vor allem die Lichter, also Kerzen und so. 

Solbjørg war früher Lehrerin und arbeitet jetzt mit Flüchtlingen. Zusätzlich zu ihrem Job im Supermarkt.  

Lennart/Kjerringøy

 

Kjerringøy ist tatsächlich das Paradies, von dem Jens auf der Fähre geschwärmt hat. 

Eine wunderschöne Halbinsel, auf die man nur mit der Fähre kommt. Wir haben dort 2 Tage verbracht kurz bevor wir mit der Fähre von Bodö auf die Lofoten gefahren sind. Lennart stand mit dem Traktor am Straßenrand und fütterte seine Schafe. Old Norwegian Sheep. Kleiner als andere Rassen aber deutlich robuster und genügsamer. Und mit langem zotteligem Fell. Ob er sie wegen der Wolle hält, wollte wir wissen. Nein, wegen des Fleisches, antwortete Lennart. Sehr lecker. 

Lennart stammt eigentlich vom Festland und hat in eine Bauernfamilie eingeheiratet. Er wirkte ziemlich zufrieden.

Kjerringhøy sei sein kleines Paradies, hat er noch gesagt 

Polizisten/Kjerringhøy

 

Diese beiden Herren haben wir auch auf Kjerringøy getroffen. Sie standen dort am Straßenrand mit einem schicken schwarzen Volvo. Und sie haben uns rausgewunken. Ob ich einen Führerschein hätte, wollten sie wissen. Und dann haben sie mich noch pusten lassen. Hey, das war das erste Mal in meinem Leben, daß ich einen Alkoholtest machen mußte. Um 12 Uhr mittags. Sie haben dann erklärt, daß sie bei Kontrollen immer einen Alkoholtest machen, völlig unabhängig von der Tageszeit. Gehört einfach zum Programm.

Habe leider vergessen, sie nach ihren Namen zu fragen. Dem Foto haben sie gleich zugestimmt.

Rune/Kjerringhøy

 

Wir haben Rune nicht kennengelernt. Wir vermuten aber, daß es der junge Mann gewesen ist, der uns zweimal aus Ferne freundlich zugewunken hat. Wir standen mit der Minna auf seiner Wiese direkt am Meer. Kein offizieller Campingplatz eher eine Art improvisierter Stellplatz.

Aber liebevoll gepflegt mit einem kleinen Klohäuschen. Dekoriert mit Bildern der norwegischen Royals.

Von Runes Wiese aus hatten wir einen wundervollen Blick auf die nächtlichen Nordlichter.

Ja und danach sind wir rüber auf die Lofoten.

 

P.S. 

Ausführlichere Portraits dieser Menschen findet ihr unter der Rubrik Begegnungen

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