Ist doch irre

Noch eine kleine Geschichte bevor dann endlich das Wetter besser wurde und wir mal was von den Lofoten gesehen haben.

Dazu muß ich etwas weiter ausholen und das schöne Buch von Daniel Ernst erwähnen.

Liegt bei uns in der Minna. Nordwärts heißt es.

Daniel macht großartige Bilder, die ziemlich inspirierend sind. Von Orten, die man auf gar keinen Fall verpassen darf. 

U.a. fährt da ein VW Bus auf einer schmalen Straße direkt auf eine riesige Felswand zu. Idealerweise in der Abendsonne. 

Will ich sehen, muß ich unbedingt hin, hatte ich schon in Freiburg gedacht…

Jetzt zur Geschichte. Es war unser 3. Tag auf den Lofoten

Am späten Nachmittag hatten wir angefangen, nach einem Stellplatz für die Nacht zu suchen. 

Was ziemlich mühsam war. Die Campingplätze waren alle geschlossen, die Parkplätze nicht geräumt. Wir sind ein paar Mal ziemlich genervt hin und her gefahren und haben uns dann mehr aus der Not heraus für eine Haltebucht an einer Nebenstraße entschieden. An dieser Stelle war der Schneepflugfahrer wohl mal kurz eingenickt und hatte sich nicht an die Vorgabe „schmale Gasse“ gehalten.  Auf jeden Fall war die Straße dort etwas breiter geräumt. Es reichte gerade so. 

Wir standen also an dieser Nebenstraße, die nach Nusfjord führte und wollten gerade ins Bett gehen, als vor uns ein Auto hielt. 

Das ist immer so ein bißchen spooky, weil man ja erstmal nichts sieht. Man hört nur. 

Es war so gegen 10 oder halb 11 vielleicht. 

Türen gingen auf, Türen gingen wieder zu, dann fuhr das Auto weg. 

20 Minuten später wieder ein Auto. Türen gingen auf, wir hörten Stimmengemurmel. 

Dann schrilles Frauengelächter. Ich spickelte vorsichtig durch den Vorhang raus auf die Straße. 

Und sah nur ein paar Umrisse, die Scheiben waren von innen beschlagen. Außerdem war es stockfinster draußen. Also stieg ich aus.

Da waren Leute, die sehr intensiv in den Himmel starrten. Und ich meine, ich hätte auch ein paar Sektgläser gesehen.

Ein paar zarte Nordlichter waren zwischen den Wolken erkennbar. 

Mir war klar, daß dies eine der sogenannten Nordlicht-„Safaris“ sein mußte.

Die kann man hier buchen. Du fährst die ganze Nacht mit einem Guide die Hotspots ab und suchst nach Nordlichtern. Und irgendwie mußt Du Deine Kunden ja bei Laune halten. Auf jeden Fall schienen die Frauen ziemlich angeschickert.  

Ich glaube, die kamen in dieser Nacht noch 2-3 mal bei uns vorbei. 

Vielleicht waren es auch andere. Egal. Danach wurde es ruhiger. 

 

Bis zum nächsten Morgen. 7.30 Uhr. Ein Auto riß uns aus dem Tiefschlaf und dann gleich noch eins.

Türen gingen auf, ich hörte hektisches Stimmengemurmel. 

Vor der Minna, hinter der Minna. Was war da draußen los. Wo waren wir hier gelandet? 

Ich zog mich an, stieg aus und stand … mitten in einer Gruppe Asiaten. 

 

Aus Taiwan, wie sich herausstellte. Die rannten hin und her, grüßten freundlich und fotografierten in alle Richtungen.

Nur, was eigentlich? Es war hell, also sicher keine Nordlichter.  

 

„What are they photographing?“

Meine Frage an einen jungen Mann mit rosa Mütze und Sonnenbrille, der etwas abseits stand.

„I don’t know. Everything“

Er hieß Jimmi und war der Reiseleiter. Er hatte seine Gruppe vor ein paar Tagen in Tromsö in Empfang genommen

und jetzt waren sie unterwegs zu den Lofoten-Hotspots. 

„I have a list“, sagte Jimmi und mit Blick auf seine Gruppe:

„They are happy“

„Yes, I can imagine. But why did you choose this place?“

Der junge Mann lächelte etwas verlegen. Er schien es auch nicht so richtig zu wissen.

„The landscape“, sagte er, „the mountains.

„What is next on your list?“ 

Eigentlich kannte ich die Antwort schon

Hamnøy and Reine. We will spend the night in Å. The village with the world shortest name.“

Jimmi erzählte mir noch kurz von seinem letzten Trip nach Afrika, dann gab er das Zeichen zum Aufbruch.

Wenige Augenblicke später stand ich allein und rätselnd auf der Straße. 

 

Warum waren die hier? Was war so besonders an diesem Ort?

Ich drehte mich noch einmal um. Mein Blick fiel auf die große Felswand vor uns, die der Nebel gerade freigegeben hatte…und ganz plötzlich war da dieser Gedanke. Nicht mehr als eine Ahnung, anfangs noch unklar, doch dann immer konkreter. In der Minna würde ich Gewißheit finden.

„Wo ist das Buch von Daniel Ernst?“

Thea kochte gerade Kaffee

„Im Regal. Wieso?“

Hektisch blätterte ich durch die Seiten und fand, wonach ich gesucht hatte.

Das Bild von einem VW Bus, der auf einer schmalen Straße direkt auf eine riesige Felswand zufährt. Es war unglaublich.

Der Zufall hatte uns nichtsahnend und ziemlich genau an den Ort geführt, an dem dieses Bild entstanden ist. 

Irre, oder?

P.S.

Bilder von den Lofoten findet Ihr ab sofort auch in unserer Galerie "Unterwegs"

Und in der Rubrik "Minnabilder"

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Kommentare: 1
  • #1

    Heinz (Samstag, 01 April 2023 15:05)

    Sehr amüsant!