Micke sitzt auf dem Sofa in der Küche, hat den Kopf aufgestützt und schaut aus dem Fenster.
Vor ihm auf Küchentisch steht ein großer Becher Kaffee.
„Weißt Du“, sagt er, „ich liebe es, hier früh morgens zu sitzen, wenn der Rest der Familie noch schläft. Ich hab das Gefühl, das tut mir gut.“
Ich selbst bin erst vor ein paar Minuten wach geworden und stehe jetzt im Schlafanzug vor der Kaffeemühle.
Ein bisschen habe ich das Gefühl, das ich ihn störe. Bei seinem persönlichen Morning-Meditation-Moment.
„Du sitzt hier jeden Morgen?“, will ich wissen.
„Nicht jeden“, sagt er. „Schaff ich nicht. Ich würde aber gerne.“
Im Obergeschoß klappt eine Tür, auf der Treppe sind Schritte zu hören.
Wenig später stehen Magna und die Kinder in der Küche. Der Moment ist vorbei.
Micke lächelt, nimmt noch einen letzten Schluck und startet in den Tag.
Das Beste auf dieser Reise sind die Begegnungen.
Menschen, denen wir unterwegs ganz spontan begegnen und mit denen wir für eine Weile ins Gespräch kommen. Nicht mehr als eine kurze Momentaufnahme und trotzdem alles andere als oberflächlich.
Und dann sind da Leute wie Magna und Micke, die mit uns ihren Alltag teilen.
Das Bad, die Küche, den Kühlschrank…für mehrere Wochen…völlig selbstverständlich …vertrauensvoll … unkompliziert.
Obwohl sie uns nie zuvor gesehen haben.
Magna und Bjørn-Mikael (genannt Micke) Nordgård-Melander. Ihr Hof liegt etwa 10 Kilometer von Tromsø entfernt, direkt am Fjord. Und wenn Micke früh morgens aus dem Küchenfenster sieht, dann blickt er auf’s Wasser und die Berge dahinter. Und manchmal schwimmt dann gerade eine Gruppe kleiner Schwertwale vorbei und man kann ihre Rückenflossen sehen. Es ist ein wunderbarer Ort.
Die beiden hatten sich ziemlich kurzfristig entschieden, uns aufzunehmen, auf Vermittlung ihrer Freundin Cathinka, mit der wir vorher 5 Wochen auf den Lofoten verbracht hatten. Zu erleben, wie sich plötzlich Türen öffnen, auch das gehört zu den wunderbaren Erfahrung auf dieser Reise.
Und trotzdem sind wir jedesmal etwas aufgeregt, auf den letzten Kilometern zu unserem neuen Workaway-„Blinddate“.
Arbeit gegen Kost und Logis, Ihr erinnert Euch?
Letztendlich aber weißt Du nie hundertprozentig, wer oder was Dich erwartet.
Das gilt für die andere Seite natürlich genauso.
Und manchmal dauert es dann eine Weile bis man miteinander warm wird.
Ist aber überhaupt nicht schlimm.
Bei Magna und Micke hat es sofort funktioniert. Vom ersten Augenblick. Die Chemie hat einfach gestimmt.
Die beiden haben uns mit offenen Armen empfangen.
Sie haben uns unser Zimmer gezeigt (mit demselben herrlichen Blick wie durchs Küchenfenster -Fjord, Berge und Wale inklusive), wir sind „eingezogen“ und dann saßen wir pünktlich um halb 5 (!) zum Dinner am großen Küchentisch. Magna und Micke, Tochter Alma (9), die Zwillinge Nanna und Helle (5) und wir.
Über die Arbeit haben wir übrigens erst viel später geredet. Als Helga dazu kam. Magnas Mutter, die mit ihrem Mann Eirik auch auf dem Hof wohnt.
Genauso wie Großmutter Jenny.
Eine wunderbare Community, zu der wir jetzt irgendwie auch gehören.
Und tatsächlich fühlt sich das Miteinander nach wenigen Tagen ziemlich vertraut an.
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Terri (Samstag, 06 Mai 2023 20:17)
Es sind tatsächlich die kleinen großen Begegnungen mit Menschen, die fremd und doch so nah, die einen berühren. Ich glaube, jeder braucht ein kleines Ritual für sich…. Wer dann noch eine schöne Natur um sich hat, den fällt es leichter
Famille Demarcq (Montag, 29 Mai 2023 10:49)
Cela doit être super.
Il est rare de nos jours que les familles vivent en communauté. On vit chacun chez soi.
Cela promet pour vous de beaux moments de partage