
Quelle: Inge Wegge/Lofoten Filmcollective
Ich weiß gar nicht, wo ich bei dieser Geschichte anfangen soll.
Vielleicht bei Micke und seiner größten Leidenschaft (nach Surfen) - Kaffee.
Am Tag unserer Abreise von Nordgård stand er im Hofladen, füllte seine Röstmaschine mit frischen Bohnen aus einem großen Sack,
der zu seinen Füßen stand. Es duftete wunderbar.
Als er fertig war, drückte er uns mehrere Päckchen seines Kaffees in die Hand.
"Eine Überraschung für unsere Freunde auf den Lofoten", sagte er.
Und ob wir den Kaffee „ausliefern“ könnten, wenn wir auf unserer Fahrt zurück in den Süden dort vorbei kommen.
Klar konnten wir. Und so lernten wir ein paar Tage später u.a. Inge Wegge kennen und drückten ihm Mickes Kaffee in die Hand.
Ich will nicht verschweigen, daß ich schon während unserer Zeit mit Cathinka in Kabelvåg versucht hatte, Inge irgendwie kennenzulernen.
Er ist auf den Lofoten und in der Surferszene so etwas wie eine Legende. Klar wollte ich diesen Typen treffen. Es war mir aber nicht gelungen.
Inge Wegge und sein Kumpel Jørn Nyseth Ranum haben 9 Monate lang in einer einsamen Bucht am äußeren Rand der Lofoten gelebt.
In einer Hütte, die sie aus Treibholz und Plastikmüll gebaut haben. Den ganzen langen Winter sind sie dort gewesen, in der arktischen Dunkelheit.
Und sie hatten ihre Surfbretter dabei. Denn dort in dieser einsamen Bucht gibt es einige der besten Wellen Nordeuropas. Manche sagen sogar der Welt.
Die Bucht heißt Kvalvika.
Surfer kriegen bei diesem Namen immer einen ganz verklärten Blick.
Quelle: Inge Wegge/Lofoten Filmcollective
Daß Inge ein alter Freund von Micke und Magna ist, wußten wir nicht.
Umso schöner, daß wir jetzt auf diese Weise und ganz zufällig doch noch seine Bekanntschaft machen.
Wie wir nebenbei erfahren, hatte Thea schon im März seine Frau Tanya im Fitnessstudio kennengelernt.
Daß sie die Frau von Inge Wegge ist, hatte sie natürlich nicht erzählt. Die Welt in Kabelvåg ist klein.
„How is life in Lofoten“, unsere Einstiegsfrage.
Um das Eis zu brechen, was eigentlich nicht nötig wäre.
„In Lofoten, I found my paradise“, antwortet Inge, der ursprünglich aus einem kleinen Ort in der Nähe von Oslo stammt.
Auf den Lofoten sei alles möglich. Er fängt an zu schwärmen.
„Surfen, Skifahren, Mountainbiking, Paragliding…ich träume davon, eines Tages mal alles innerhalb von 24 Stunden zu machen.“
Ich glaube, er hatte noch ein paar andere Sportarten aufgezählt.
„Das wäre vermutlich Rekord.“
Inge grinst.
„Irgendwann. Jetzt mit Familie, 2 Kindern gibt es andere Schwerpunkte.“
Er ahnt natürlich längst, daß es uns vor allem um Kvalvika geht.
Alle wollen vermutlich davon hören. Dieser Traum von Freiheit und Abenteuer steckt ja irgendwie in jedem von uns. Mehr oder weniger.
„Wir wollten damals vor allem Surfen und ein einfaches Leben dabei führen", sagt er.
"Close to nature, remote und reduziert. Dann entdeckten wir diesen Strand.
12 Jahre ist das jetzt her…“
Quelle: Inge Wegge/Lofoten Filmcollective
Ich bin sicher, er hat diese Geschichte schon hunderte Male wiedergegeben.
Seine Worte kommen ohne Zögern, die Sätze sind geschliffen, er gibt geduldig Antwort, lächelt dabei, so als würde er es genießen,
seine Erinnerungen noch einmal abzurufen.
Die beiden waren damals Studenten an der Filmhochschule in Kabelvåg.
Und jetzt wollt Ihr sicher wissen, ob es einen Film über ihre Zeit in Kvalvika gibt?
Ja, es gibt einen. Nordfor Sola, North of the sun. Es war ihre Abschlussarbeit.
Findet Ihr auf Vimeo und oder Netflix. Müsst Ihr unbedingt sehen. Ist ganz wunderbar.
By the way, Inge ist später Kameramann geworden, hat das Lofoten Filmcollective gegründet und produziert inzwischen hochwertige
Dokumentar- und Spielfilme.
Für diesen Artikel hat er uns freundlicher Weise Fotos zur Verfügung gestellt.

Quelle: Inge Wegge/Lofoten Filmcollective
Wir waren übrigens auch dort. In Kvalvika.
Haben sogar die Hütte der beiden gefunden, obwohl sie ziemlich versteckt ist.
Aber davon erzähle ich im nächsten Blog-Artikel.
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